Newbornfotografie
Einblicke
„Deine Babys schlafen ja immer“
Nein, tun sie nicht.
Die Fotos erwecken den Eindruck, Baby hinlegen, auf´s Knöpfchen drücken, Fotos im Kasten, der Kunde zahlt, fertig.
Die Realität sieht etwas anders aus.
Zeit
Ich persönlich plane und brauche 10 bis 12 Stunden reine Arbeitszeit bis die Fotos beim Kunden sind. Und das ist, dank jahrelanger Routine, sehr schnell bzw. wenig Zeit.
Angefangen mit der Vorbereitung, Kundengespräche, Termine, Infos.
Am Tag vor dem Termin, das Studio grob umräumen und startklar machen.
Am Fototag früh morgens die Heizung anstellen damit das Baby es schön muckelig warm hat, die erste Deko, die mit den Eltern in den Vorgesprächen ermittelt wurde, vorbereiten.
Wenn die Eltern und das Baby da sind, kurzes beschnuppern, kurz besprechen was in welcher Reihenfolge, wo die Prioritäten liegen, was für die frischen Eltern ganz wichtig ist usw..
Das Shooting selbst dauert zwischen 2 und 3 Stunden. Das Neugeborene schläft nicht auf Knopfdruck.
Fotografieren
Zwischendurch wird die Pose/das Set gewechselt, die Beruhigungs- und Einschlafzeremonie beginnt von vorne.
Man möchte ja nicht nur eine Pose aus verschiedenen Blickrichtungen zur Auswahl anbieten.
Nach dem Shooting, und zwischendurch auch schon, beginnt die Sichtung der Bilder mit den Eltern am Tablett.
(Die Foto werden während des Shootings direkt übertragen). Habe ich das was gewünscht wird erreicht? Muss etwas wiederholt werden? Habe ich ausreichend verschieden Fotos? Sind die Eltern zufrieden?
Am meisten Freude macht es, während ich fotografiere die Eltern mit dem Tablett Fotos sichten und ich mithören kann wie sie sich über die Fotos freuen. Dann weiß ich, ich liege richtig.
Wenn alles passt, dann beginnt direkt Teil 2 für den Rest des Tages:
Bildbarbeitung
Die Büroarbeit.
Laden, sichten und sortieren der Fotos.
Bildbearbeitung.
Entgegen der Annahme, Photoshop hat einen Knopf „mach weg“ ist immer noch alles reine Handarbeit.
Photoshop ist ein Hilfsmittel aber kein Zauberkasten.
Die Hautretusche ist die aufwändigste und anspruchsvollste Arbeit. Das Ziel ist erreicht wenn die Eltern die Retusche nicht sehen. Eltern sehen ihr Kind nämlich mit anderen Augen – als ein perfektes Wesen. Und das ist auch gut so, denn das sind sie auch!
Ich sehe: rote Flecken, kleine Pickelchen, „Schlaf“ im Auge usw. usw. usw.
Meistens schaffe ich alles in der eingeplanten Zeit, nur selten brauche ich noch den nächsten Tag zur Bearbeitung. Die Termine lege ich so, dass ich den aktuellen Termin fertig bearbeiten kann bevor der nächste Termin geplant ist.
Das bedeutet für euch: Extrem kurze Wartezeit auf eure Fotos.
Wenn ihr glücklich seid, dann bin ich es auch.
Was nicht erwähnt wurde:
Aufräumen, sauber machen, Wäsche waschen.
Bildverwaltung über das ganze Jahr, Marketing, Rechnungen, Buchführung, Steuern, Anfragen, Mails, WhatsApp, Telefon, Homepage aktualisieren uvm.. Workshops besuchen.
Die allerschlimmste Arbeit für uns fotografierenden Frauen ist wahrscheinlich das Kaufen neuer Deko.
Ihr seht, ihr zahlt für weit mehr als nur auf den Auslöser drücken.
Aber ich denke, das weiß auch jeder - sonst würde man die Fotos selber machen.
Das Unsichtbare
Dann bleibt noch das, worüber man nicht spricht. Die Gedanken, die Sorgen und das Geld.
Aktuell ganz besonders. Erst Corona, nun die Preisexplosionen - überall.
Kann ich überhaupt kostendeckent arbeiten? Was kommen an Kosten auf mich zu? Wieviel bleibt mir übrig? Wieviel habe ich umgerechnet in der Stunde?
Ganz ehrlich - zu wenig.
Das Studio ist inzwischen abbezahltes Eigentum, sonst wäre es nicht möglich zu diesen Preisen zu arbeiten.